Archiv Transalp.info by Andreas Albrecht

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Transalp Explorer 2003
 

Deuter Transalpine - Explorer-Tour 2003: Mittenwald - Torbole

unterstützt durch Deuter

Strecke Mittenwald - Brenner - Pfunderer Joch - Brixen - Sarntaler Alpen - Grauner Joch - Andalo - Monte Gazza - Gardasee
Länge 423 km
Höhenmeter 12.008 hm
Termin 16.-21. August 2003
Etappen (6)
Tag Strecke km hm
1.Tag Mittenwald - Scharnitz-Pass - Inntal - Axamer Lizum - Mutters - Telfes - Mieders - Maria Waldrast - Matrei 79 1875
2.Tag Matrei - Gries - Obernberg - Flachjoch - Brenner-Grenzkammstraße - Brennerbad - Enzianhütte Zirog 44 1806
3.Tag Enzianhütte Zirog - Schlüsseljoch - Fussendrass - Pfunderer Joch - Niedervintl - Mühlbach - Brixen - Albeins 64 1656
4.Tag Brixen-Albeins - Klausen - Thinnebach-Tal - Sarntaler Alpen - Stöffl-Hütte - Ritten - Pemmern - Oberbozen - Signat - Bozen - Auer - Tramin 90 2292
5.Tag Tramin - Grauner Joch - Malga Coreda Nuevo - Sores - Vervo - Maso Milano - Spormaggiore - Selva Plana - Andalo 70 2793
6.Tag Andalo - Monte Gazza - Margone - Ranzo - Nembia - Ponte Arche - Ballino - Riva - Torbole 76 1586
Detail-Infos zum Nachfahren der Tagesetappen siehe Verweise im Tourbericht
Landkarten Kompass: Digitale Karte über die Alpen,  5, 35, 54, 56, 73, 74 101
Übersichtskarte: Kompass - Straßenkarte 358  Tirol - Trentino ISBN: 3-85491-853-4
Karte bei Amazon bestellen durch Klicken auf die jeweilige Nummer
Tourplanung Andreas Albrecht
Tourführung Andreas Albrecht
Teilnehmer Matthias "Matze" Eckardt (Gräfenroda)

Tourbericht

Wenn du den Weg nicht fährst, weißt du nicht, wie er ist.
(Matze und Albi - 2003)

Prolog
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Natürlich reizen mich auch Routen, die ich noch nicht befahren habe. In diesem Jahr war dies eine TransAlp, die für mich fast komplett neu war. Gleichzeitig wollte ich bei dieser Gelegenheit neue Ausrüstungsvarianten erproben. Die Firma Deuter, deren Rucksack Transalpine ich seit Jahren trage, hat ein neues Modell entwickelt, den Transalpine 25. Dieser ist ein wenig kürzer und schmaler gebaut und wiegt natürlich weniger als der große Bruder mit 30 l Inhalt (bei dem hatte ich immer reichlich Platz übrig). Da ich nun mal Gewichteinsparungsfanatiker bin, bat ich Deuter um ein Testexemplar.
Nach wenigen Tagen erhielt ich per UPS ein Paket mit zwei "Deuter Transalpine 25" in den aktuellen Farben orange-silver und steel-silver. In den Produktdetails noch ausgereifter, wird er mich auf der Explorer-Tour begleiten. Aufgrund der kompakteren Bauweise ist er auch auf Tagestouren mein Lieblingsbegleiter geworden. Es ist halt alles dran, was man wirklich brauchen kann.
Herzlichen Dank von dieser Stelle an das Team von Deuter, insbesondere an Frau Manger.

Bei der Tourplanung nutze ich wieder die Berichte anderer Transalp-Seiten im Internet, die entsprechenden Kompass-Karten und das Buch "Traumtouren Transalp" Delius Klasing Verlag (ISBN 3-7688-1270-7), inklusive interaktiver CD-Rom von Uli Stanciu (www.traumtouren-transalp.de). Daraus sind die Höhenprofile einiger Streckenabschnitte hilfreich.
Digitales Kartenmaterial ist für die Feinplanung eine große Hilfe und immer stärker im Kommen. Erstmalig nutze ich die topografischen Karten aus Österreich, die auf 2 CD das gesamte Land abdecken (www.austrianmap.at).
Auf ein detailliertes Roadbook hatte ich diesmal verzichtet. Statt dessen hatte ich die entsprechenden Kartenausschnitte gescannt und in eine Word-Datei eingefügt. Auf dem Ausdruck hatte ich dann die geplante Streckenführung markiert und abends dann die tatsächliche Strecke eingezeichnet. Große Abweichungen gab es nicht. Auf der Strecke war das sehr übersichtlich.
Trotz oder gerade wegen der akribischen Vorbereitung war es immer spannend und aufregend, die Verhältnisse vor Ort zu sehen und zu erfahren. Mit dem einsamen Pfunderer Joch war am dritten Tag der höchste Punkt der Tour bei 2568 m erreicht. Am vorletzten Tag waren dann reichlich 2700 Höhenmeter zu absolvieren, zumeist auf Schotter. Aber auch das war machbar.
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1. Tag: Biker-Wallfahrt

Startort war diesmal Mittenwald, der Heimat der erfolgreichen deutschen Biathletin Martina Glagow, wie ein Schild am Ortseingang stolz verkündete. Gleichzeitig startet hier traditionell die Transalp-Challenge, deren diesjährige Route wir auf unseren letzten beiden Etappen des öfteren kreuzen sollten.

Das Auto war schnell auf einem Dauerparkplatz abgestellt. Kurz nach 9 Uhr in der Früh saßen wir auf unseren Rädern. Die Wetteraussichten waren gut, fast schon ein wenig zu warm. Ich mag Hitze lieber als Kälte, für mich also sehr gute Bedingungen. Bis Seefeld radelten wir entspannt auf den reichhaltig vorhanden Schotterradwegen, die allesamt gut fahrbar sind. Im olympischen Seefeld war erstes Orientieren angesagt. Wir wollten den uralten Holzweg links von Mösern hinab ins Inntal fahren. Ihn zu finden war kein großes Problem. Tatsächlich erwischten wir auf der zwar steilen, aber ohne Probleme fahrbaren Abfahrt einen einheimischen Bauerntrecker, der Holz aufgeladen hatte. An einer passenden Stelle lies er uns mit einem freundlichen Gruß natürlich vorbei. Im Inn-Tal bei Oberpettnau angekommen umfing uns gleich die Hitze des Super-Sommers 2003.

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Wasser!!! zum Vergrößern klicken
Also Wasser am Dorfbrunnen nachgetankt und weiter in Richtung Axamer Lizum. Robert Thätig (www.traumtouren-transalp.de) hatte mich bei den Recherchen für diese Tour mit etlichen Varianten in Richtung Brenner versorgt.

Vor Ort sieht man natürlich klarer. Die Straße hoch nach Axam hatten wir aufgrund des starken Autoverkehrs bald verlassen, um auf den zahlreichen Nebenwegen weiterzukommen. Wie der Zufall so spielt, trafen wir auf einen äußerst kompetenten Österreicher, mit dem wir die verschiedenen Wegalternativen besprechen konnten. Rasch wurde mir bestätigt, dass die schon von meinem geistigen Auge angepeilte Variante über Mutters-Kreith-Telfes-Maria Waldrast die sinnvollste für diese Transalp darstellte. Ich wollte soweit als möglich die Hauptverkehrsadern vor dem Brenner meiden, mir aber trotzdem nicht zu viele Höhenmeter aufladen. Von denen warteten ja noch genug auf uns. Die Schotterauffahrt auf einer Wallfahrtsstrecke Richtung Maria Waldrast ist moderat und eigentlich gut fahrbar. Mein Tatendrang wurde leider bald gebremst durch einen Kettenriss, den ersten größeren Defekt, den ich je auf einer Transalp hatte. Der Schaden war dank des Golden Link der Firma Sachs schnell behoben. Doch auch die nächsten Tage sollte mich ein hässliches Knacken beim Benutzen des größtes Ritzels hinten verfolgen, so dass ich es lieber sein blieb. Aber sie’s drum. Bald erreichten wir den höchsten Punkt an diesem Tag auf 1638 m Höhe kurz vor dem alten Serviten-Kloster "Maria Waldrast".

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Maria Waldrast zum Vergrößern klicken

Der Legende nach entdeckten zwei Hirtenknaben zu Ostern 1407 an einem hohlen Lärchenbaum das gewachsene Bild einer Madonna mit Kind. Männer sägten das ca. 1 m hohe Bild aus dem Baumstamm und brachten es nach Matrei. Zu Pfingsten desselben Jahres befahl eine innere Stimme dem armen Holzknecht Christian Lusch zur Waldrast aufzusteigen und auf einem bemoosten Stein zu warten. Dort zeigte ihm die als lichte Gestalt erschienene Mutter Gottes den Platz, auf dem er eine Kapelle erbauen sollte. Mit Unterstützung des Fürstbischofs von Brixen wurde 1421 ein Gotteshaus errichtet und die Marienstatue fand hier ihre Heimstatt. Zwei Mal wurde die Klosterkirche Opfer weltlicher Machthaber und das Gnadenbild verlor seinen angestammten Platz auf dem Hochalter, um auf unfreiwillige Wanderschaft zu gehen. Kaiser Joseph II. ließ 1785 das Kloster aufheben und gab es dem Verfall preis. Erst 1846 wurde es wiederhergestellt und das heilige Bild kehrte in großem Triumph zurück. Seit dieser Zeit ist es – mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1941 bis 45 – wieder ein blühender Wallfahrtsort.

Wir legten eine Rast in klerikalem Ambiente ein. Auch eine Übernachtung ist hier möglich: Es empfiehlt sich aber, vorher anzurufen und zu reservieren. Wir fuhren heute ins Brenner-Tal ab und fanden nach ein paar vergeblichen Anläufen schließlich eine gemütliche Unterkunft in Matrei im "Gasthaus zur Brücke". Besonders das äußerst reichhaltige bikertaugliche Frühstücksbüffet ließ uns gerne an die erste Unterkunft auf dieser Tour zurückdenken.
Eine bessere Alternative ist der "Gasthof Rose" (www.gasthofrose.com ) in Gries am Brenner, der bestens auf Transalpler eingestellt ist. Das sind rund nur 12 km mehr, die in einer reichlichen halben Stunde zu schaffen sind.

Tourdetails: (Roadbook - Höhenprofil - Landkarte)
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2. Tag: Brenner-Grenzkammstraße

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Flachjoch zum Vergrößern klicken
Der Brenner ist seit Urzeiten einer der wichtigsten Übergange über die Alpen. Der Verkehr drängt sich im Tal dicht zusammen. Als Biker hat man von Matrei aus nur die Möglichkeit die Bundesstraße bis Gries zu benutzen, so schmal ist hier das Tal. Die Autobahn windet sich weit oben auf Stelzen zur Pass-Höhe hinauf. Wir bewältigten zügig in einer reichlichen halben Stunde den nicht vermeidbaren Transfer auf der mitunter stark befahrenen Bundesstraße bis Gries. Hier konnten wir endlich rechts ins Obernberger Tal abzweigen. Die berühmte Brenner-Grenzkammstraße auf über 2000 m war unser Ziel. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Süd-Tirol bekanntlich zu Italien. Mussolini ließ in seinem Größenwahn eine Vielzahl von Militäranlagen mit den dazugehörigen Verbindungswegen an der neuen, gebirgigen Grenze des Welsch-Landes bauen, die militärisch nie ihren Zweck erfüllen sollten. Nach jahrzehntenlangem Dornröschen-Schlaf erfreuen die alten Militär-Pisten die Mountainbiker der heutigen etwas friedlicheren Zeiten.

Von der österreichischen Seite aus ist der Zugang jedoch immer mit teils heftigen Schiebe-/Tragestücken gespickt. Wir wählten diesmal den Weg übers Flachjoch (2124 m). Dieses Joch macht allerdings seinem Namen wenig Ehre. An der Hochleger-Alm muss man den Kopf schon ziemlich in den Nacken legen, um die italienische Grenze zu sehen. Die Mühen der knapp 200 hm Schieben/Tragen hatten es in sich, sind aber beim finalen Blick von oben ins Brenner-Tal schnell vergessen. Ein gewaltiges Panorama baut sich auf, hinüber zu den Zillertaler Alpen, im Rücken die Tribulaune. Der Militärweg zum Schlüsseljoch ist bei guter Sicht deutlich auszumachen. Das würde der nächste Pass sein, dann ins Pfitscher-Tal.

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Brenner-Grenzkammstraße zum Vergrößern klicken

So ziemlich das einzige Mal auf unserer Tour trafen wir jede Menge Mountainbiker an. Von Sterzing, Gossensass oder Brennerbad aus lassen sich die Vielzahl der Militärstraßen bestens fahrbar erklimmen. Mit einem kam ich ins Gespräch, da mich der Übergang übers Sand-Jöchl interessierte. Dieser müsste eine interessante Alternative zum Flachjoch darstellen, da man dort die Brenner-Grenzkammstraße in ihrer vollen Pracht bergab genießen kann. Er bestätigte mir dies und wies zur Sicherheit darauf hin, nicht zur Wechsel-Alm abzubiegen, sondern in Richtung Brennerbad auf der Hauptstrecke zu bleiben. Nach mehrer Foto-Stopps genossen wir die traumhafte Abfahrt bis zum "Silbergasser" an der Brenner-Bundesstraße, wo wir rasteten. Mit einer ausgezeichneten Gemüsesuppe im Magen waren wir gut gewappnet für die Auffahrt in Richtung Zirog. Eine kurze Passage die belebte Straße hinab und bald konnten wir nach links unter der Autobahn hindurch die Auffahrt in Angriff nehmen. Der neue Asphaltbelag wechselte bald zu einer langsam zerbröckelnden Piste, die aber immer gut fahrbar blieb. An der Zirog-Alm war die Enzian-Hütte schon in Sichtweite, unser heutiges Tagesziel. Normalerweise ist das Schlüsseljoch noch am selben Tage locker zu schaffen. Wir zogen es vor eine kurze Etappe einzuschieben. Ob wir im Pfitscher-Tal problemlos Unterkunft bekommen würden, war nicht klar, schließlich ist im August in Italien "Ferragosto".

Also bezogen wir hier ein preiswertes Zimmer, betrieben Bike- und Wäschepflege und genossen den warmen Nachmittag in der Sonne. Nach und nach trudelten noch andere Mountainbiker ein, die auch hier Quartier machten, so dass ausreichend Gelegenheit zum Fachsimpeln bleib.

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3. Tag: Pfunderer Joch
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Schafrettung am Schlüsseljoch zum Vergrößern klicken
Die Auffahrt zum Schlüsseljoch (2209 m) war schnell erledigt. Ab und an musste wir schieben, weil der Weg zu ausgewaschen zum Fahren war. den Übergang als solchen erreicht man aber auf jeden Fall im Sattel sitzend. Gemeinsam mit zwei jungen Studenten auf ihrer ersten Transalp-Tour befreiten wir direkt am Joch ein Schaf, das sich im Stacheldraht verfangen hatte und sonst wohl dem Verdursten geweiht gewesen wäre. Das glückliche Geschöpf gab seiner Freude Ausdruck, in dem es eine ganze Weile bergab unseren Weg begleitete, bis es seine Herde erreicht hatte. Bei einem kurzen Foto-Stopp schien sich dann das Oberhaupt der Herde auch noch bei uns bedanken zu wollen. Es kam zu uns heran, beschnüffelte uns kurz, aber intensiv und trollte sich dann mit einem freundlichen Nicken von dannen. Leider hat sich diese gute Tat auf unsere kurzzeitigen Wegbegleiter nicht positiv ausgewirkt. Eigentlich wollten wir zusammen zum Pfunderer Joch fahren. Einer unserer kurzzeitigen Begleiter hatte bei der schweren Schotterabfahrt,
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Abfahrt nach Fussendrass zum Vergrößern klicken
die ca. 800 hm hinab nach Fussendrass führt, mit seinem schlauchlosen System-Rad einen Platten: Wie wir später von einer nachkommenden Gruppe erfuhren, mussten sie wegen der Reparatur nach Sterzing abfahren. Soviel zum Thema High-tech auf Transalp-Tour. Wir warteten also in Fussendrass vergebens und machten uns nach einer Weile allein auf den folgenden Uphill über ca. 1200 hm. Vorher füllten wir unsere Wasservorräte bei Einheimischen auf, die gerade beim Verlassen ihres Gehöftes waren. Sie gaben uns auch den Hinweis, wo noch Wasserstellen zu finden waren.

Das Pfunderer Joch befindet sich im touristischen Niemandsland und ist auch deshalb einer der beeindruckendsten Übergange des Alpenhauptkammes, die mit dem Mountainbike machbar sind. Wir trafen unterwegs nur auf einem einsamen Hirten. Die Auffahrt ist zu weiten Teilen extrem steil, ohne Flachstücke und an der Grenze des Fahrbaren. Das eine oder andere Schiebestück lässt sich je nach Kondition sicher nicht vermeiden. In 2,5 - 3 Stunden sollte man aber oben sein. Glücklich angekommen wartete hier im oberen Teil einer der besten Downhills im hochalpinen Bereich auf uns.

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Genialer Trail am Pfunderer Joch

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Nur am Ende des Plateaus schon in Sichtweite der Weitenberg-Alm folgte noch eine Passage, die etwas für ausgewiesene Trial-Spezialisten ist. Der verblockte Single-Trail wird die meisten wohl ab und zu zum Absteigen zwingen, zumal wenn der Rucksack von hinten, bei der Steilheit des Geländes muss man wohl sagen – von oben – nachdrückt.

Die Weitenberg-Alm ist ein natürlicher Rastplatz, an dem man das rustikale Angebot an Speisen und Getränken wahrnehmen sollte. Wir genehmigten uns eine ordentliche Portion Eier mit Speck, ergänzt mit Milch von glücklichen Kühen. Der weitere Weg ins Pfunderer Tal ist im oberen Teil landschaftlich spektakulär, so dass wir des öfteren anhielten, um die Eindrücke in uns aufzusaugen. Ab dem Örtchen Dun (1583 m) ging es auf einem guten Asphalt-Sträßchen rasch bergab bis Nieder-Vintl im Puster-Tal, wo uns die mediterrane Hitze dieses Super-Sommers wieder voll vereinnahmte. Beim Anhalten bemerkten wir, dass der Hinterreifen von Matze's Bike bei der Abfahrt auf dem schweren Schotter einen kleinen Riß abbekommen hatte. Er ließ ein wenig Luft ab und wir trödelten nicht lange, um zunächst auf dem Radweg, dann ein Stück die Straße entlang via Mühlbach nach Brixen abzufahren. Am Ortseingang befand sich ein Sportgeschäft mit professionellem Bike-Service (Profisport, 39042 Brixen, Brennerstraße 72, Tel.: 0039/0472/837668). So konnten wir die Wehwehchen unserer Bikes in Ruhe kurieren.
Nach einem Eiskaffee in der schönen Altstadt von Brixen fanden wir nach einer entspannten Fahrt auf dem Radweg entlang der Eisack Quartier in Albeins.

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4. Tag: Sarntaler Alpen

Diese Transalp ist geprägt von großen Höhendifferenzen, die pro Tag am Stück zurückgelegt werden müssen, Gebirgs-Hopping sozusagen. Die gestrige Reparaturpause hatte ich nutzen können, um die Auffahrt in die Sarntaler Alpen zu verifizieren. Der einheimische Mountainbiker Norbert Hoffmann gab mir den wertvollen Insider-Tipp, durchs malerische Thinnebach-Tal hinauf zu fahren (herzlichen Dank von dieser Stelle aus).

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Panorama in den Sarntaler Alpen

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Ab Klausen (sehr gut erhaltenes mittelalterliches Stadtbild) bewältigten wir gut 1500 Höhenmeter am Stück bis zur Rast an der Stöffl-Hütte. Im oberen Teil waren die Kompass-Karten nicht unbedingt eine große Hilfe, so dass wir eine kleine Ehrenrunde Richtung Latzfons drehten. Dies war nicht zwingend notwendig war, bescherte uns aber ein paar zusätzliche Höhenmeter. Der nette junge Mann, der eigentlich Holz spalten wollte, war schwer beschäftigt mit Auskünften betreffs des richtigen Weges. Es dauerte eine kleine Weile, bis auch wir dran waren und unsere Fragen los wurden. Also, immer schön Richtung Stöffl-Hütte/Kasereck fahren. Schließlich erwischten wir den richtigen Abzweig und schraubten uns weiter Meter um Meter in die Höhe. Ab einem Parkplatz für Wanderer begann die Schotterstrecke. An einer Weggablung sagten uns die Wegweiser, dass beide Wege zur Stöffl-Hütte führen würden. Wir entschieden uns für den linken, da er zu Beginn weniger steil erschien. Nach Erreichen des Plateaus eröffnete sich uns ein atemberaubendes Panorama. Die Dolomiten mit Sella, Schlern und Rosengarten, die Berge der Texelgruppe, Adamello-Brenta und des Ortler-Gebietes. Alles in voller Pracht zu sehen. Die Insellage der Sarntaler Alpen macht diesen überwältigenden Rundum-Balkonblick über einen riesigen Bogen des Alpenraumes möglich. Viel beeindruckender als auf der berühmteren Seiser-Alm.

An der Stöffl-Hütte war dann der logische Rastpunkt. Hier sahen wir auch den eben erwähnten zweiten Weg ankommen. Wahrscheinlich wäre dieser komplett fahrbar gewesen. Auf unserer Route konnten wir auf einen verblocktem Wiesentrail ein paar Meter unserer Wandererlust frönen. Den grandiosen Panoramablick genossen wir auf der Terrasse der Stöffl-Hütte. Dabei führten wir uns dringend notwendige Kalorien zu. Weiter ging es auf guten Schotterwegen oberhalb der Baumgrenze Richtung Rittner Horn, nicht ohne ein paar Höhenmeter bei der Abfahrt zu Hütte Moar in Plum zu verlieren, die wir via Gasteiner Sattel wieder gewinnen mussten.

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Dolomitenblick zum Vergrößern klicken

Dass wir nach Bozen hinunter wollten war klar, wie jedoch genau, musste sich noch ergeben. Die Sarntaler Alpen wurden bisher bei Transalps eher stiefmütterlich behandelt. Sehr zu Unrecht, wie ich auf dieser Tour feststellen konnte. Vielleicht liegt es ja an deren Insel-Lage, die immer einen gewissen Transfer durchs Eisack-Tal bedingt. Dadurch wird man natürlich aus der Stille der Berge für einen Moment herausgerissen. Der Kontrast zum pulsierenden Leben im Tal hat aber auch seinen Reiz. Schließlich fanden wir mit Hilfe des Rates eines einheimischen Mountainbikers einen gelungenen Weg über Waldpfade und Nebensträßchen den Berg hinab via Pemmern, Kematen, Oberbozen, Signat ins heiße lärmende Bozen. Hier war es uns eindeutig zu hektisch. Deshalb beeilten wir uns den Radweg an der Eisack-Promenade zu finden. Schnell entflohen wir dem Getriebe der Stadt flußabwärts auf dem leicht zu fahrenden Ufer-Radweg, der schließlich zum Etschtal-Radweg wird. In einer knappen Stunde landeten wir in Tramin, wo wir auf Anhieb Quartier in einer Pension in den Weinplantagen fanden. Über Tramin braucht man nicht viele Worte verlieren. An der Südtiroler Weinstraße gelegen, ist es ein beliebter Urlaubsort deutscher Touristen. Viele Ausflüge sind von hier aus per Rad möglich.

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5. Tag: Grauner Joch

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Sommermorgen in Tramin zum Vergrößern klicken
Frohgemut starteten wir an diesem strahlenden Sommermorgen zu einer Etappe auf den Spuren der diesjährigen Transalp-Challenge. Wir wussten nicht genau, dass wir heute knapp 2800 Höhenmeter vor uns hatten.

Das Grauner Joch und der italienische Urlaubsort Andalo in der Brenta waren die Eckpunkte. Das Joch mit einer Höhe von 1800 m hörte sich erst mal unspektakulär an. Der Start erfolgte aber bei rund 220 m. So wurde schnell klar, was uns bei dieser Hitze heute erwartete. Dieser Übergang ins italienische Sprachgebiet ist zwar durchgehend fahrbar, des öfteren geht es allerdings in den Grenzbereich. Genug Wasser sollte man auf jeden Fall mitnehmen. Erst oben am Joch wussten wir nun, dass die letzte Wasserstelle in Graun bei ca. 900 m zu finden war. Mit einer kleinen Ehrenrunde ab dem Wanderparkplatz, wo man sich geradeaus auf der guten Schotterpiste halten sollte, legten wir beide knapp 1000 Höhenmeter mit nur je einer Wasserflasche zurück. Als wir endlich oben angekommen waren, konnten wir gut nachvollziehen, wie sich ein Kamels in der Wüste fühlt, das am Verdursten ist. Unser Hauptaugenmerk war nun darauf gerichtet, schnell zur nächsten Malga mit Wasserstelle zu kommen. Das war nicht ganz einfach, da die Wege in der Kompass-Karte hier eher gemalt schienen als den exakten Verlauf darstellend. Wir verließen uns auf unseren Wege-Instinkt und fanden schließlich nach ein paar schweren Passagen auf und ab entlang des Bergkammes den richtigen Weg zur Malga Coredo. Ich schätze mal, es werden so an die 2 Liter Wasser gewesen sein, die wir dort ins uns hineinschütteten.

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Malga Coredo - endlich Wasser zum Vergrößern klicken
Frisch gestärkt genossen wir dann die Abfahrt über Vervo, Prio und Mollaro hinab ins Tal des Flusses Noce. An der Staatsstraße angekommen bogen wir links ab und benutzten deren breiten Randstreifen als Radweg, um schnell bergab zu gelangen. Man sollte hier keine Experimente eingehen und den Abzweig auf Straße Richtung Spormaggiore nehmen. Denn ab hier wartet noch eine sehr schöne Schotterpiste, die über Le Seghe und Selva Plana nach Andalo führt. Die gut 500 Höhenmeter wollten aber auch erst mal bewältigt sein. Der Weg zieht sich und zieht sich, zum Schluß immer steiler werdend, ehe man endlich ab dem Fußballplatz wieder ein wenig bergab hinein nach Andalo rollen kann. Im August ist hier alles mit italienischen Familien belegt, die ihren Urlaub mit Kind und Kegel genießen. Wir waren heute garantiert die einzigen Deutschen hier und fanden mit Mühe und Not eine nicht ganz billige, aber sehr ansprechende Unterkunft. Im Juli oder September sieht es da garantiert besser aus.

Nach mehr als sieben Stunden Sattelzeit reichte es uns. Wir kauften unser Abendbrot im Supermarkt und stellten unsere Fahrräder in der Garage des "Hotels Scoiattolo" sicher neben dem Porsche Boxster des Chefs ab. Am Abend genehmigte ich mir dann an der Bar noch einen Espresso nebst Grappa und kam mit dem jungen Chef des Hotels ins Gespräch. Meine mäßigen Italienischkenntnisse reichten zum Glück aus, um das wesentliche über Woher und Wohin mitteilen zu können. In Italien fasziniert mich immer wieder die herzliche und unkomplizierte Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit, die einem entgegenschlägt, wenn man auf die Menschen zugeht.

Das Frühstück nach der Nacht im Himmelbett war für italienische Verhältnisse sehr üppig. Ich kann dieses Hotel jedenfalls trotz des recht stolzen Preises von 45 EUR für die Übernachtung mit Frühstück auf jeden Fall empfehlen: www.hotelscoiattolo.it

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6. Tag: Monte Gazza
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Blick vom Monte Gazza zu den 3 Seen zum Vergrößern klicken
Voll Tatendrang machten wir uns am Morgen auf den Weg. Der Himmel war wolkenverhangen, es sah nach Regen aus. Die Route sollte entlang des Monte Gazza führen, den Gardasee in Greifweite nah. Bei der Tourplanung im Vorfeld hatten mich der schon erwähnte Robert Thätig und Elmar Neßler (www.faszination-alpen.de ausführlich beraten (nochmals meinen Dank und Grüße von dieser Stelle an beide).
So ganz einfach war es trotzdem nicht, den richtigen Weg im Skigebiet zu finden. Einsetzender Nieselregen war auch nicht gerade dazu angetan, viel Zeit mit der Wegsuche zu verbringen. Also doch auf die Skipiste und ein wenig die Räder geschoben. Es hörte bald auf langsam zu regnen. Zum Glück war gerade eine Liftstation in der Nähe, wo wir uns zumindest im Trockenen unterstellen konnten. Im Laufe der einstündigen Pause zogen wir uns nach und nach dickere Sachen an, da es auch ungemütlich kühl wurde. Ein seltenes Gefühl in diesem Sommer 2003. Nur die Ruhe konnte es bringen. Schließlich wurde es wieder heller. Es tröpfelte nur noch ein bißchen und wir zogen weiter. Am Berg war man fleißig mit Pisten- und Wegebau beschäftigt, so dass wir uns wieder auf unsere mittlerweile stark ausgeprägten Instinkte für den richtigen Weg verließen und Richtung Malga di Covelo erst marschierten und später wieder fuhren. Die Wege waren gerade frisch verbreitert, noch recht grob und schlecht zu fahren. Beim nächsten Mal wird es besser gehen. Bei ca. 1800 hm erreichten wir den höchsten Punkt des Tages und blickten den Bergrücken des Monte Gazza entlang. Vor uns lagen weit unten im Tal der Sarca der Lago di Toblino, der Lago di Cavedine und hinten im Sommerdunst der Gardasee.
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Trail mit Brenta-Blick zum Vergrößern klicken
Matze und ich schauten uns an und es war klar, dass es mit der eigentlich geplanten 8-Tages-Tour nichts werden würde. Wenn man hier oben steht und diesen Blick ins Zielgebiet genießt, wäre die Tour nicht stimmig gewesen, falls noch ein Schlenker über den Tremalzo gefolgt wäre. An der Malga di Covelo wurde kurz Rast gemacht. Nach einer Abfahrt auf Schotter Richtung Passo San Giovanni folgten ein paar kleinere Schiebestücke auf einem schönen Trail durch ein Wäldchen aus Krüppelkiefern. Im wesentlichen jedoch war der Abschnitt gut fahrbar und umrahmt vom Blick auf Brenta und Lago. Nach dem Erreichen des offenen Almgeländes begann dann die immer steiler werdende grobe Abfahrt zur Malga Gazza. Den berühmten Stein mit der Wegweisung nach Margone sollte man bei dieser Transalp buchstäblich links liegen lassen und gerade auf dem breiten Schotterweg bleiben. Dieser Pfad führt nur unsäglich steil und mit Rucksack kaum fahrbar die Bergflanke hinab.

Der Fairness halber muss ich erwähnen. Es gibt auch andere Meinungen zu diesem Abzweig. SpOOky fish (die Insider aus dem IBC-Forum wissen, wer es ist) schrieb dazu folgendes:

"Der erste kurze Teil des Weges über die Wiese ist leider nicht so schön zu fahren, eher eine ausgewaschene Schotterrinne. Im weiteren Verlauf ist der Untergrund nicht lose, aufgrund dessen der Trail sehr schön flüssig zu fahren ist, mit einigen Steilpassagen und Spitzkehren, am ehesten vielleicht zu vergleichen mit den Maultierpfaden in Ligurien, evtl. ist dies ja auch einer. Ich weiß nicht genau wo er mündet, aber ich glaube in Margone an einer Trattoria. Wenn man in Margone den richtigen Einstieg findet, kommt man noch in den Genuß eines weiteren kurzen Trailvergnügens bis zur Straße nach Ranzo. In Ranzo selbst ist die Orientierung aufgrund vieler verwinkelter Sträßchen recht schwierig. Ab da wird's dann auch weniger schön, teilweise auf breitem grobem Schotterweg bis zum Castel Toblino. Wichtig wäre für mich noch zu erwähnen das der Trail nicht ausgesetzt und somit relativ sicher ist. Ausgesetze Trails sind für mich ein k.o.-Kriterium, soll heißen: schieben."
Nach der Malga wurde der Weg bald besser und schraubte sich in vielen Serpentinen hinunter ins Bergdörfchen Margone.
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Wieder mal geschaft - Albi am Gardasee

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Es besteht nur aus ein paar Häusern, einer Kirche und einer Wasserstelle. Immerhin präsentiert es sich im Internet: www.prolocomargone.org.
Zwei Alternativen gibt es ab hier um zum Gardasee zu gelangen. Die erste führt durchs Valle dei Laghi, am Castel Toblino vorbei durch die Geröllfelder der Marocche über Arco zum Gardasee. Die zweite führt über Ranzo Richtung Lago Molveno und weiter hinab nach Ponte Arche, wo man auf die klassischen Transalp-Hauptrouten nach Riva trifft (diese sind wir diesmal gefahren). Ich habe beide ausprobiert und favorisiere die geschichtsträchtige Route zum Lago Toblino und weiter nach Arco, auch weil man hinter dem Schuhmarkt in Dro in der Gelateria "Maui" das beste hausgemachte Eis in der gesamten Gegend schlecken kann.

Glücklich und zufrieden erreichten wir schließlich den Lago di Garda, der uns schon zur zweiten Heimat geworden ist und freuten uns auf zwei erholsame Tage in meinem Stamm-Hotel "Elisabetta": www.hotelelisabetta.com. Dank des zuverlässigen und bewährten Shuttle-Services von "No Limit" (www.no-limits-sportreisen.de gelangten wir am Sonntag stressfrei zurück nach Mittenwald, angefüllt mit den Eindrücken dieser Transalp-Tour.
Tourdetails: (Roadbook - Höhenprofil - Landkarte)
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Fazit:
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Blick nach Pregasina

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I m Gegensatz zu meinen klassischen Transalps auf den Routen von 2001-2003 ist diese Tour geprägt von starken Höhenunterschieden bei den Tagesetappen von bis zu 1600 Höhenmetern, die am Stück zu absolvieren sind. Von den konditionellen Anforderungen her ist die "neue" Route etwas anspruchsvoller als die klassischen Transalps. Es geht zwar nicht ganz so weit hinauf (höchster Punkt das Pfunderer Joch mit "nur" 2568 m ). Dafür aber oft tief ins Tal hinab. Nebenbei hat das aber den Vorteil, dass man nicht so sehr vom Wetter abhängig ist und die Tour auch noch Ende September fahren kann. Die Route verläuft in etwa parallel zu Brenner, Eisack- und Etschtal. Dadurch ist man unterwegs sehr variabel, um sie nötigenfalls zu entschärfen, falls das Wetter oder die Kondition nicht mitspielen.

Irgendwann werde ich sie auf jeden Fall wieder mit Gleichgesinnten in Angriff nehmen, getreu dem Motto: Beim zweiten Mal tut es schon nicht mehr so weh.

Der Rucksack "Deuter Transalpine 25" hat sich bestens bewährt. Leicht und kompakt hat er alles aufgenommen, was während einer Transalp-Tour so mitgeschleppt werden muss. Wer mit einem Camelback fahren will, sollte allerdings auf den großen Bruder "Transalpine 30" zurückgreifen.

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